Aminosäuren, NTA und EDTA

Zwitterionische Säuren

Das (mathematische) Konzept der N-protonigen Säuren lässt sich auf zwitterionische Säuren verallgemeinern:

(1a) N-protonige Säure: HNA
(1b) zwitterionische Säure: HNA+Z

Hier bezeichnet N die Anzahl von H+ in der am höchsten protonierten Spezies und Z ist die positive Ladung dieser am höchsten protonierten Spezies. Bei herkömmlichen, uns geläufigen Säuren ist Z=0.

Die einfachsten zwitterionischen Säuren sind durch N=2 und Z=1 charakterisiert (siehe z.B. Glycin). Andere Beispiele (im Vergleich zu Kohlensäure) sind:

Säurekonstanten für Kohlensäure, Glycin, Glutaminsäure, NTA, EDTA

Titrationskurven und Pufferintensität

Die mathematische Beschreibung der zwitterionischen Säuren unterscheidet sich nur durch die Ladungszahl Z (die als eine additive Verschiebung in den Gleichungen auftritt).1

Die nachfolgenden Diagramme zeigen das pH-Verhalten von vier zwitterionischen Säuren aus der oberen Tabelle. Dies erfolgt für zwei Säuremengen: (i) CT = 500 mM. und (ii) unendlich großes CT. Der letzte Fall simuliert eine hochkonzentrierte Säure.

Aminosäuren: Pufferkapazität und Pufferintensität für 500 mM als Funktion des pH

Aminosäuren: Pufferkapazität und Pufferintensität für unendlich hohe Säuremenge als Funktion des pH

Die Pufferkapazität (in blau) repräsentiert die Titrationskurven. Die Pufferintensität β (in grün) ist die pH-Ableitung der Pufferkapazität. Damit zeigen die grünen Kurven den Anstieg der blauen Kurven. Die kleinen Kreise sind die Nullstellen von dβ/dpH, welche zu den Extrema der Pufferintensität β gehören (und gleichzeitig die Wendepunkte der blauen Titrationskurven sind).

EDTA

Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) ist besonders interessant, da nach unserer Tabelle es die Säure mit der höchsten Zahl an Dissoziationsstufen repräsentiert: N = 6 (definiert durch sechs Säurekonstanten).

Damit existieren N+1 = 7 Säurespezies, wobei H6A+2 die am höchsten protonierte Spezies und A-4 die vollständig deprotonierte Spezies sind.

In den zwei linken Diagrammen ist die pH-Abhängigkeit der sieben Verteilungs­koeffizienten a0, a1 bis a6 dargestellt (basierend auf analytischen Gleichungen).

EDTA: Bjerrum-Plots der Spezies-Verteilung (links) sowie Titrationskurven (rechts)

Titrationskurven. Die analytischen Gleichungen liefern die Titrationskurven im Diagramm rechts (für drei Säuremengen CT). Die blauen Punkte zeigen die Ergebnisse des numerischen Modells aqion.2

[Anmerkung: Im Unterschied zu den oberen Diagrammen, welche ebenfalls die Titrationskurven von EDTA zeigen, ist die x- und y-Achse hier vertauscht.]

Anmerkungen & Fußnoten

  1. Zur mathematischen Herleitung siehe Review (2021) oder Lecture (2023). 

  2. In diesen Berechnungen sind Komplexbildungen mit EDTA nicht berücksichtigt. 

[last modified: 2024-01-17]